Von Heringsdorf zur Kurischen Nehrung
Ende Juni 2019, ein Samstagmorgen, kurz vor 6, ich stieg in meine Klamotten und dann auf die Lady, ab in die Freiheit, wenigstens für 14 Tage. Auf der Autobahn ging es bis Heringsdorf, pünktlich zum Mittag gab es ein Fischbrötchen am Strand. Ich nutzte die Pause, um endgültig auf Urlaubsmodus umzuschalten.




Auch die Lady hatte sich erholt und wir fuhren weiter nach Swinemünde, überquerten mit der Fähre den Kanal des Stettiner Haffes. Dann genossenen wir das Cruisen entlang duftender Kiefernwälder, vorbei an saftig grünen Wiesen und durch urige Orte. Unser heutiges Ziel hieß Rewal und ein Campingplatz war schnell gefunden. Den Abend lies ich ausklingen im sehenswerten Ort und am Strand bei einem zauberhaften Sonnenuntergang.








Am nächsten Tag lieh ich mir ein Fahrrad aus und besuchte den Slowinski Nationalpark. In ihm gibt es unter anderem die flächenmäßig größten Wanderdünen Mitteleuropas zu erkunden, eine Ausstellung über Kriegszeiten sowie endlos erscheinende Strände. Nachdem ich die ca. 42 Meter hohen Wanderdünen erklommen hatte, bot sich eine grandiose Sicht, auf der einen Seite über den türkisblauen Lebasee und auf der anderen Seite über die tiefblaue Ostsee.







Am späten Nachmittag schaute ich mir noch das alte Fischerdorf Leba an. Im Hafen gibt es Fischerboote zu bestaunen, man kann den Fischern auf den Booten und beim Räuchern zuschauen.








Am nächsten Tag fuhren wir auf die 32 Kilometer lange Halbinsel Hel. An der Spitze der Insel musste ich erst mal baden gehen. Danach führte mich mein Weg in den Ort, entlang beschaulicher Gassen, vorbei an einem Fischereimuseum, der Kirche und den vielen liebevoll restaurierten alten Häuschen, die den Charakter des Fischerdorfes erhalten. Alte Rosenstöcke finden Halt an den Ziegelwänden der kleinen Scheunen. Auf der Halbinsel gibt es Bunker, ein Museum und andere Zeugnisse aus dem Zweiten Weltkrieg zu besichtigen.





Nachdem wir die Halbinsel wieder verlassen hatten, sollte uns unser nächster Besuch in das Storchendorf nach Zywkowo führen. Wir mussten nur noch ein Tankstellenproblem lösen, welches sich bis zum nächsten Morgen hinzog. Im Storchendorf angekommen, wurden wir mit einem Meisterwerk von Schnabelgeklapper empfangen, hier leben 19 Einwohner und 200 Störche. Von einem Aussichtsturm hat man einen faszinierenden Blick über das sehr gut sanierte Dorf und einen spannenden Einblick in zum Tal sehr nahe Storchennester. Hinter dem Dorf sind die Kirchtürme von Kaliningrad zu sehen.




Am späten Nachmittag quartierten wir uns an den Masurischen Seen ein, in der Nähe von Schloss Steinort. Leider fristet das Schloss, welches ich am nächsten Tag besuchte, immer noch ein trauriges Dasein. Eine deutsch-polnische Stiftung rettet es mit Förder- und Spendengeldern und viel Einsatz vor dem Zerfall. Ein Spaziergang durch den alten, wieder begehbar gemachten Park lies spüren, wie wenig 100 Jahre im Laufe der Geschichte sind. Die fast unerträgliche Hitze des Tages entlud sich über Nacht in Form von drei gleichzeitigen Gewittern über den Masurischen Seen. Zum Glück kenne ich keine Angst.




Die Kurische Nehrung war unser nächstes Ziel. Nur die Lady hatte ein Problem damit. Und das in einer Gegend, wo es schon keine Motorräder gibt und die nächste Werkstatt 300 Kilometer entfernt ist. Aber irgendwann hatte ich eine „zündende Idee“ und es ging weiter auf einer genialen Piste bis Klaipeda. Ein abendlicher Stadtspaziergang rundete den Tag ab. Gezeltet wurde wilde.



Am Morgen setzten wir mit der Fähre auf die Kuhrische Nehrung über und starteten in den Nationalpark, der auf litauischer Seite 52 Kilometer lang ist. Wir fuhren die 60 Meter hohen Dünen entlang bis zum Campingplatz in Nida, auf dem ich noch eine lustige Amerikanerin kennen lernte. Dann musste ich los, zu Fuß, die sogenannte „Sahara des Nordens“ erkunden. Oben angekommen auf der Parnidis Düne bot sich ein atemberaubender Blick über das eher ruhige Haff und die rauere Ostsee, bis weit auf die russische Seite. Im windgeschützten Ort gab es viel zu entdecken und ein Ticket für einen Ausflug ins Fischerdorf Minge und zum Windenburger Eck für den nächsten Tag nahm ich auch gleich noch mit. Den Abend genoss ich bald bis Mitternacht auf der Düne, dank der hellen Nächte bietet sich ein eindrucksvolles Naturschauspiel.












10 Uhr am nächsten Tag begann die Bootsfahrt zuerst zum Windenburger Eck zur ältesten Vogelwarte Europas. Eine interessante Führung, der Besuch des Museums und der Aufstieg zum Leuchtturm vermittelten eindrucksvoll erste Eindrücke über das Leben der hiesigen Bevölkerung, im Einklang mit der Natur. Zur Mittagszeit waren wir im alten Fischerdorf Minge. Unser Kapitän, der wohl alle Sprachen spricht, kochte für uns eine landestypische Fischsuppe, aus 7 verschiedenen Fischsorten. 60 %iges Memelwasser rundete das Essen genüsslich ab. Unser Kapitän und Koch war auch ein super Reiseleiter, führte uns noch alte Fischfangtechniken vor. Ein ansässiges kleines Museum vermittelte Einblicke und Wissen in die frühere Arbeit der Fischer und die Geschichte des Dorfes. Wieder zurück in Nida genoss ich noch das litauische Flair des lieblichen Örtchens.











Am nächsten Morgen fuhren wir noch zum Naturreservat Nagliai, ebenfalls ein beeindruckendes Stück Natur. An der nördlichen Spitze der Nehrung bot ein kleines Museumsdorf Einblicke in das frühere Leben der Bevölkerung. Alte Schiffe Können besichtigt und erkundet werden. Ein Delphinarium empfängt ebenfalls Besucher.








Wieder runter von der Nehrung fuhren wir noch ein Stück in das Landesinnere, zum Berg der Kreuze. Ein Pilgerort, bei dessen Anblick einem der Atem vor Erstaunen stockt. Tausende und abertausend von Kreuzen säumen die verwundenen Wege. Kränze und Gebetsketten klingen im Wind wie leises Glockenläuten.


Von hier bis nach Hause waren es 1200 Kilometer. Ein Zwischenstopp in Kaunas bot Abwechslung auf den ersten Kilometern der Rückfahrt. Eine letzte wilde Übernachtung bei Warschau bot uns noch ein nächtliches Naturschauspiel.



Wieder zu Hause angekommen stand fest- Wir hatten eine super tolle Zeit, ich habe phantastische Eindrücke gewonnen, faszinierende Landschaften gesehen und tolle Leute getroffen. Und wir beide sind ein großartiges Team, meine Lady und ich.